Zwanzig zamonische Flabeln
von Walter Moers
Rezensionsexemplar
Klappentext
Make laugh, not war!
Ein Einhörnchen, das lieber rückwärts leben möchte; ein Werwolf, der ein Wiewolf sein will; eine fleischfressende Pflanze, die gern Vegetarierin wäre - etliche Bewohner Zamoniens haben Probleme mit ihrer Identität und daher kein leichtes Leben. Aber ob Dummwolf oder Schlaufuchs, ob Schmiegehäschen oder Halbtagsfliege, sie alle finden ihren Weg in einer Welt, in der Fantasie und Humor völlig außer Kontrolle geraten sind.
Zwanzig zamonische Flabeln (kein Satzfehler!) von Bestsellerautor Hildegunst von Mythenmetz, kongenial übersetzt und illustriert von Walter Moers.
Absurd, kritisch und witzig!
Walter Moers kann auch kurz! Nicht, dass mich das sonderlich überraschen würde, schließlich kenne ich auch den Comicautor Moers, der schon früh gezeigt hat, in welcher Kürze man Pointen auf den Punkt bringen kann. Irgendwie habe ich mich unter dem Lesen auch so gefühlt als hätte ich einen Comic in Schriftform vor mir. Die vielen schönen Illustrationen und die kurzen, episodischen Texte unterstützten diesen Eindruck.
Das Leseerlebnis dieser zwanzig Kurzgeschichten war geprägt von ungläubigem Lachen, O Gott rufen und sich über die gewohnt verrückten Ideen freuen, die so unerwartet schräg sind, dass sie schon wieder gut sind. Geschickt verpackt Moers hier Gesellschaftskritik und aktuelle (auch politische) Problematiken, wie wir sie aus unserer Welt kennen, mit einem garantierten Unhappy End. Wobei... es fragt sich eigentlich für wen, wenn man es genau bedenkt. Und nicht jede Geschichte endet in einer Katastrophe. Lest nur selbst, um herauszufinden, welche! Auch mit den Titeln der Kurzgeschichten, führt der Autor den Leser gehörig an der Nase herum. Das allein macht schon Spaß. Was mich außerdem sehr hat lachen lassen, ist die geschickt verpackte Allegorie zu sich selbst, wenn er über eine Figur sagt, sie verzettele sich häufig in ihren Projekten. Die Geschichten in diesem Buch bringen auf wenigen Seiten alles mit, was es braucht. Worte der Zuversicht, Aufbau von Hoffnung und eine rasante Zerstörung. Gleichzeitig schafft er es, dass man sich mit den Charakteren identifizieren kann.
Auch das Herz des Bildungsbürgers lacht wieder und die gewagt untergebrachten sieben Zeilen Latein sind wohl aktuell die am häufigsten gegoogelten in dieser Sprache. Was viele Leser wohl zu der Frage verleitet, was das alles in Zamonien zu suchen hat. Hierfür liefert Moers am Ende des Buches eine einfache Erklärung. Der Witz beruht auf Kultureller Kenntnis und da wir alle keine Zamonier sind, benötigen wir eine Übertragung auf uns bekannte Situationen, um zu verstehen. Denn mal ehrlich, wenn ein Witz erklärungsbedürftig ist, ist er nicht gut. Das erlebe ich im übrigen nicht zum ersten Mal. Achtung, Mythenmetzsche Abschweifung: Ich habe da ein Buch mit dem Titel: Shakespeares Star Wars. Das erschien zuerst im Englischen und wurde später ins Deutsche übertragen. Es stellte sich dabei heraus, dass in jeder Sprache unterschiedliche Zitate des alten Dichters besonders bekannt sind und man daher im Deutschen andere Entsprechungen finden musste. Dabei griff man sogar auf andere Autoren zurück und das habe ich keinesfalls als unangebracht, sondern als bereichernd erlebt. Zudem verlockt es einen, das Buch auch im Original aufzuschlagen, um die Unterschiede zu entdecken. Das können wir im Zamonischen nun leider nicht.
Während Walter Moers also ganz andere Einblicke in das Wesen dieses sagenhaften Kontinents hat als unsereiner und sich im stillen Kämmerlein daher ganz allein den Hintern über das Orignal weglachen darf, müssen wir darauf vertrauen, dass er weiß, was er tut. Und ich behaupte auch hier, dass es gelungen ist. Nach ganzen elf Romanen aus dieser Welt, darf man ihm das denke ich getrost zutrauen. Moers Bücher sind vor allem parodistisch bis satirisch zu verstehen und das zeigt sich in dieser Geschichtensammlung einmal mehr und in besonderer Stärke. Es hat Spaß gemacht im großen Wald, der weitgehend unerforscht scheint, auf alte Bekannte, neue Daseinsformen und mittlerweile ausgestorbene Arten zu treffen.
Eckdaten
Seitenzahl: 163
Genre: Fantasy
Verlag: Penguin
Bewertung: ★★★★★
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