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AutorenbildMaikes Privatbibliothek

Das unglaubliche Leben des Wallace Price

Aktualisiert: 5. Apr. 2023

von TJ Klune




Klappentext


Der erfolgsverwöhnte Anwalt Wallace Price kennt nur drei Dinge: Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit. Es kommt ihm daher äußerst ungelegen, als er eines Tages tot umfällt und in der Zwischenwelt landet.


Dort erwartet ihn der Wächter Hugo, der Wallace auf seine Reise ins Jenseits vorbereiten soll. Doch Wallace ist noch nicht bereit, und so wird ihm Zeit gewährt, um seine Angelegenheiten zu ordnen.


Zeit, in der Wallace den wahren Sinn des Lebens entdeckt. Und die Liebe findet...





Dieses Buch hat etwas heilendes


Nachdem ich vom letzten Buch dieses Autors schon so begeistert war, habe ich regelrecht auf dieses hier hin gefiebert. Natürlich ist es komplett anders, aber nicht weniger brillant. Zunächst aber möchte ich TJ Klune einfach nur danken. Für seine Gefühle, seinen Schmerz, seinen Umgang damit und für den Weg, den ich gemeinsam mit ihm gehen durfte. Ich habe in meinem Leben viel Verlust erlitten und gesehen. Verlust, der über das übliche: 'Deine Großeltern sterben irgendwann' hinaus geht. Kinder sollten nicht vor ihren Eltern gehen, sagt uns die natürliche Ordnung und doch kommt es häufiger vor, als wir wahrhaben wollen. Manchmal sind es auch die Eltern, die zu einem Zeitpunkt sterben, an welchem wir sie noch dringend gebraucht hätten. So vieles, was man noch teilen wollte und nun nicht mehr kann. Ganz besonders hart ist es auch, wenn man selbst noch nicht so alt ist und einen sehr guten Freund abgeben muss, der genau wie man selbst noch das ganze Leben vor sich gehabt hätte. Ich bin niemand der gerne öffentlich über solche Dinge spricht, aber sie gehören zu mir und sie tun unendlich weh. In diesem Buch stirbt Wallace Price, nachdem wir ihn in einer kurzen Einführung als nicht besonders netten Menschen kennen gelernt haben und denken zunächst: Da trifft es mal den Richtigen. Aber Menschen können sich ändern, wenn sie an sich arbeiten möchten und Wallace möchte. Seine erste Motivation ist vielleicht noch die Angst vor Strafe, erfährt jedoch bald einen tieferen Sinn und wird dadurch echt. Seine Entwicklung mitzuerleben war fantastisch. Was ich an diesem Buch besonders schätze, ist die grandiose Mischung aus allem. Wir haben höchst dynamische Dialoge. Passagen in denen man herzlich lachen kann, solche in denen man Rotz und Wasser heult und immer wieder wird man sehr geschickt mit all seinen Emotionen eingefangen und zum nachdenken angeregt. Die Gedanken in diesem Buch haben Tiefgang, Weisheit und vermitteln ein Bild, welches ich gerne festhalten möchte. Ich gehöre zu jenen, die daran glauben, dass da noch etwas gutes kommt. Ein Ort, an dem wir uns einfach nur wohlfühlen dürfen nach unserem Leben. TJ Klune zeigt uns nicht diesen Ort, denn der ist höher als alles, was wir begreifen können. Aber er zeigt uns den Weg zu dieser Tür. 'Under the wispering door' - unter der flüsternden Tür, ist übrigens der englische Titel dieses Buches und der fasst es für mich eigentlich noch besser als das deutsche Pendant. Es geht in dem Buch nicht wirklich um das Leben von Wallace, sondern vielmehr um sein Nachleben und da passieren skurrile und wunderbare Dinge! Wie lebt es sich so als Geist, welche Fähigkeiten kann man sich aneignen? Welche Regeln hat dieses Dasein auf astraler Ebene? Wie kommen ein Sensenmann und ein Fährmann für die Toten dazu, ausgerechnet einen Teeladen zu führen? Wie zum Teufel wird man ein selbsternanntes, betrügerisches Medium los? Das sind die lustigen Seiten. Aber wir stellen uns auch die Frage nach dem Umgang mit verlorenen Seelen. Jene, deren Leid so groß war, dass sie auch nach ihrem Tod noch nicht geheilt wurden und entsprechend verharren, noch nicht weiterziehen können. Was macht es mit einem, täglich mit dem Tod konfrontiert zu sein? Kann man das einfach so weg stecken oder zerbricht man daran? Irgendwie schafft der Autor es, zwischen Ernst und Humor auf höchst harmonische Weise zu tanzen. Nie kippt die Stimmung, alles ist wohldosiert. Die Figuren sind alle auf ihre Weise Liebenswert. Die temperamentvolle Mei, der verschmitzte Großvater Nelson, Geisterhund und Protestpinkler Apollo, der einfühlsame Hugo und unser Wallace, der zuletzt glatt über sich selbst staunt. Sie alle sind mir sehr ans Herz gewachsen. Wieder einmal habe ich alles an diesem Buch geliebt und ich hoffe, es berührt auch dich. Diese Geschichte kommt ohne großes Tamtam mit einer ruhigen Form der Magie daher. Viel schönes wird man auch zwischen den Zeilen finden können, wenn man bereit dazu ist, näher hin zu schauen. Es ist kein Buch, das man mal eben überfliegen kann, eher eines, mit dem man sich tiefer beschäftigen sollte. Eines, das man vielleicht nur dann richtig zu schätzen weiß, wenn man diese Verletzlichkeit kennt, die ein Verlust hinterlassen kann.


Hugo zitiert gerne:

Beim ersten gemeinsamen Tee, bist du ein Fremder. Beim zweiten gemeinsamen Tee, bist du ein geehrter Gast.

Beim dritten gemeinsamen Tee, gehörst du zur Familie. Welchen Tee er wohl für mich auswählen würde, um mich willkommen zu heißen? Oder für dich?




Eckdaten


Seitenzahl: 480

Genre: Fantasy

Verlag: Heyne

Bewertung: ★★★★★

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