von Gina Mayer
Band 3
Dieses Buch kann reihenunabhängig gelesen werden.
Klappentext
Hinter jeder Blume steckt ein Zauber
Für Violet gibt es keinen schöneren Ort als den Blumenladen ihrer Tante Abigail. Und dieser Laden birgt ein großes Geheimnis!
Violet ist verzweifelt: Warum will die kaltherzige Mrs Beetle nicht, dass sie weiter bei Tante June und Onkel Nick lebt? Zum Glück stößt Violet im magischen Blumenbuch auf das Märchenhafte Mädesüß. Wer von diesen Blüten kostet, der sagt die Wahrheit - ob er will oder nicht...
Die Ausbildung beginnt
Nachdem Violet in den letzten beiden Bänden entgegen Tante Abigails Wünschen doch immer wieder heimlich mit dem magischen Blumenbuch gearbeitet hat, bleibt der guten Tante nun kaum noch eine Wahl. Die Situationen im Leben ihrer 9-Jährigen Nichte werden auch weiterhin abenteuerlich bleiben und das Kind wird kaum davon abzuhalten sein, den Menschen in ihrer Umgebung helfen zu wollen. So betrachtet ist das ja auch eine liebenswerte Eigenschaft, die man unterstützen sollte. Obwohl sie Violet noch nicht für alt genug hält, beginnt nun also die Ausbildung im Zaubern. Doch die ist längst nicht so spaßig, wie Violet sich das vorgestellt hat. Sie soll so viel auswendig lernen und das noch neben ihren Schulaufgaben. Als sei das nicht anstrengend genug, kündigt sich das Jugendamt zu einer Überprüfung an. Warum eigentlich? Violet, die ihre Eltern verloren hat, lebt seit ihrem ersten Lebensjahr, bei June und Nick. 8 Jahre sind eine lange Zeit und längst sind die Beiden ihre Familie. Ein Umstand, den auch die Behörden anerkennen müssen, oder? Meine Einschätzung In diesem Band wird mit den kindlichen Ängsten des Verlustes gespielt. Es geht darum, sich einer willkürlichen Macht vollkommen wehrlos ausgeliefert zu sehen und zu spüren, dass es Erwachsenen oft nicht anders geht. Die für dieses Beispiel gewählte Situation fand ich ungeschickt. Im Moment des Lesens wusste ich nicht, wie ich das finden soll, denn eigentlich ist es wichtig, dass das Vertrauen in Institutionen, die das Wohl von Kindern im Blick haben, nicht zu untergraben. Es wird aufgeklärt, wenn auch etwas fragwürdig.
Ich muss an dieser Stelle kurz spoilern (alles in beige), denn es ist in meinen Augen nicht unwichtig. Ich gehe davon aus, dass eher die Eltern der Zielgruppe hier lesen werden. Es geht um das Thema Bestechung. Wir erfahren also, dass manchen Erwachsenen Geld so wichtig ist, dass sie darüber ihren moralischen Kompass verlieren. Wie viel Geld geflossen ist, um Violet quasi kaufen zu können, kann man sich anhand der aufgezählten Luxusgüter ungefähr ausrechnen. So eure Kinder dieses Buch lesen, solltet ihr also auf diese Fragen und Ängste vorbereitet sein. In Violets Fall wird sich alles zum Guten wenden. Vielleicht ist dein Kind damit bereits beruhigt. Falls nicht, wäre es gut darüber zu sprechen, dass die Situation im Buch nicht realistisch dargestellt ist und alles gut zu erklären. Generell bin ich dafür, dass in diesem Alter die Eltern noch einen Blick auf den Konsum der Kinder haben. Was man dem Buch aber auf der anderen Seite lassen muss, ist dann doch mehr, als eine schön erzählte Geschichte. Insbesondere den Bruch mit Geschlechterklischees rechne ich der Reihe schon seit Beginn hoch an. Violet hat zwei Freunde. Das Zwillingspaar Zack und Jack. Kaum einer weiß, dass Jack eigentlich Jaqueline heißt und ein Mädchen ist. Das geht eigentlich auch keinen etwas an, findet diese. Sie trägt die Haare wie ihr Bruder und verachtet die typischen Mädchenfarben und Normen. Sie spielt lieber Fußball und ist auch ansonsten nicht auf den Mund gefallen. Ihr Bruder Zack hingegen schnappt sich gern die Puzzle, die seine Schwester von der lieben Verwandtschaft geschenkt bekommt und betätigt sich lieber geistig als körperlich. Jedes der Kinder geht selbstbewusst mit seinen Stärken und Schwächen um. Neidlos wird anerkannt, wenn irgendjemand in etwas besser ist. Hier schafft das Buch eine angenehme Atmosphäre und Insel der Freiheit. Ich finde es insgesamt sehr erfrischend, dass das junge Publikum so etwas lesen darf. Gut finde ich hier auch die Darstellung von Violet selbst. Sie hat ein außergewöhnliches Talent in die Wiege gelegt bekommen. Doch das befähigt sie keineswegs automatisch dazu alles im Schlaf zu beherrschen. Sie macht Fehler und braucht Hilfe und muss viel lernen und üben. Tante Abigail ist dabei ein guter Mentor. Sie lässt Violet ihre Fähigkeiten erkunden und unterstützt den Lernprozess. Violet darf ihre Erfahrungen machen und wird selbst dann nicht gebremst, wenn etwas schief gehen könnte, denn sie weiß, dass man dadurch oft am besten lernt. In den letzten Bänden hat die Tante bewiesen, dass sie weiß, wann sie eingreifen muss und wann sie ihrer Nichte den Freiraum lassen kann. Denn nicht jeder magische Patzer endet direkt in einer Katastrophe. Auch hier finde ich gut, dass an dieser Stelle nicht noch künstlich erzeugtes Drama hinzu kommt. Zum Schluss der Geschichte erwartet euch wieder ein einfaches und leckeres Rezept, was einen schönen familiären Backanlass bieten kann.
Die Geschichten in dieser Reihe sind alle in sich abgeschlossen, wodurch man die Bücher unabhängig voneinander lesen kann.
Eckdaten
Seitenzahl: 136
Genre: Kinderbuch Fantasy
Verlag: Ravensburger
Bewertung: ★★★☆☆
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