von Walter Moers
Rezensionsexemplar
Klappentext
In der Arktis hört dich niemand schreien!
Ein verliebtes Eskimopärchen, Alkohol, Drogen und ein geiler Pinguin bei minus 30 Grad - kann das gut gehen?
Nicht wirklich - wie Walter Moers in seinem extremsten Comic erzählt. Ganz ohne Worte, aber in einer Bildsprache, die ihresgleichen sucht.
Eine 'very graphic novel' mit Sex, Gewalt und guter Laune - denn 'Blut ist komisch' (Walter Moers)
Ein Pinguin am Nordpol
Ich bin ja bekennender Moersianer. Ich liebe seine Romane, aber genauso schätze ich auch seine früheren Werke, die sich eindeutig an das erwachsene Publikum richten. Ich finde ihn in jeder Darreichungsform brillant.
Walter Moers aufsteigender Stern begann 1985 als Comiczeichner. Unfassbar - da war ich noch gar nicht auf der Welt. Seine Art, Gesichter mit überdimensionierten Nasen zu zeichnen, ist typisch für die Zeit, in der er begann. Man sieht ähnlich überzeichnete Nasen häufig in klassischen Comics. Zum Beispiel bei Clever und Smart, Werner, Asterix und Obelix aber auch im Mickey Maus Universum.
Verwechslungsgefahr bestand jedoch nie. Die Nasen von Walter Moers sind ein Markenzeichen mit Wiedererkennungswert, die sich bis heute in seinen Romanen bewundern lassen. Seit seinen Anfängen, ist Moers Stil immer feiner und detailreicher geworden und ich finde es faszinierend, wie deutlich man beim nebeneinanderlegen diese Entwicklung sehen kann Das macht seine ersten Werke nicht weniger gut oder interessant. Der Pinguin ist ein Comic, das 1997 zum ersten Mal unter dem Namen 'Wenn der Pinguin zweimal klopft' im Eichborn Verlag erschien. Da war ich bereits auf der Welt, aber noch zu jung dafür. Es ist Moers 22. Werk seit Beginn seiner Veröffentlichungen. Aber, wie es im Vorwort heißt, sein Lieblingscomic. Daher startet die Reihe 'Moers Classics' die wieder neu aufgelegten Werke mit diesem Buch.
Auch für jene, die das alte Buch bereits besitzen, lohnt sich die Neuauflage, denn sie erscheint hier erstmals in Farbe. Natürlich, damit das ganze Blut besser rüber kommt. Blut ist komisch, wie Walter Moers sagt und bei der Art und Weise, wie er es einsetzt, kann ich ihm nur zustimmen! Das kleine Interview, was dem Buch vorangestellt wurde, ist in sich schon klasse. Zu schade, dass sie das in den anderen Büchern der Reihe nicht fortgeführt haben! Den Untertitel finde ich richtig gelungen. 'Graphic Novel' bezeichnet im Englischen ein Comic in Buchformat. Der Zusatz 'very graphic' wird aber auch gerne Serien vorangestellt, um zu verdeutlichen, dass sie nicht jugendfrei sind. Das kann sich auf Sprache, Sex, Gewalt oder Drogenmissbrauch beziehen. Nun. Bis auf die Sprache in Schriftform, trifft auf dieses Buch alles zu. Nicht umsonst ziert es ein Hinweis mit der Bitte, es nur aufzuschlagen, wenn man nicht frei von Humor ist und einen gefestigten Charakter besitzt.
Ohne Worte
Genug zum Hintergrund. Ihr seid hier, um etwas über die Story zu erfahren. Eines Tages - unser Eskimopärchen ist gerade dabei sich tief in die Augen zu schauen - die erste Action kündigt sich an... da... werden sie rüde unterbrochen, denn es klopft!
Immerhin - der da draußen besitzt noch die Höflichkeit, wartet jedoch keineswegs ab, denn so ein Iglu ist schließlich dauerhaft geöffnet. Arsch kalt sei es, meint der Pinguin, der da rein platzt und pflanzt sich erst einmal gemütlich ans Lagerfeuer zum aufwärmen.
Warum der Pinguin sich ausgerechnet am Nordpol befindet, klärt sich gegen Ende des Buches. Ich muss sagen - ich halte ihn diesbezüglich für nicht besonders schlau. Am Nordpol fällt er schließlich viel eher auf. Ach was solls. Wäre er nicht da, hätten wir auch keine Begegnung mit einem Eisbär und das wäre wirklich schade, weil weniger blutig. Und warum sollte ein Eskimopaar an den Südpol ziehen... also bevor man alle anderen Figuren dort hin umziehen lässt, ist es auch im Sinne der Klimabilanz klüger, nur den einen Hallodri aus seinem natürlichen Habitat zu reißen und ihn in den Norden zu verfrachten.
Wo war ich? Bei Kaptain Iglu. Glaub ich. Ne. Im Iglu. Jetzt aber!
Ob er sich eine Tüte bauen dürfe, fragt der Knilch und wartet die Antwort gar nicht erst ab. Fressflash inbegriffen. Aber die Eskimos haben grad leider nichts brauchbares im Haus. Doof. Muss er halt trinken. Böser Fehler! Nachdem er das schöne Feuerchen gekonnt ausgekotzt hat, muss frisches Holz her. Der Mann zieht los, die Frau ist einsam, der Pinguin kommt gerade recht, um dem Wörtchen 'Schnee' eine komplett neue Bedeutung zu verleihen und noch weitere Dinge anzustellen. Die Sache nimmt so ihren Lauf... man fragt sich, ob er das geplant hat. Zuzutrauen ist es ihm. Tja und dann wird es blutig. Wieder klopft es, eine Harpune, ein Beil, ein Eispickel, ein Messer und eine Pistole sind im Spiel und wer am Ende noch steht, das verrate ich natürlich nicht. Ich sage nur so viel. Es vermag einen zu überraschen!
Spannend hieran ist tatsächlich, dass das komplette Ding ohne Worte auskommt. Gedanken in Form von Piktogrammen, unterstützen bei der Interpretierung. Ansonsten sind die manchmal minimalen aber trotzdem sehr deutlichen Veränderungen in der Mimik der Figuren so aussagekräftig, dass es richtig Spaß macht. Im Verlauf der Handlung wird es actionreicher mit Ortswechseln sowie weiteren Figuren und Szenen, die die ganze Kolorierung rechtfertigen.
Ich für meinen Teil habe herzhaft lachen müssen. Wurde ja auch unter vorgehaltener Harpune dazu gezwu... ah, nein, nein! Schon gut! Das schreib ich nicht! Ob ich es empfehle? Jau.
Eckdaten
Seitenzahl: 103
Genre: Comic
Verlag: Knaus
Bewertung: ★★★★★
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