von Heidi Troi
Rezensionsexemplar
Klappentext
Wie unsichtbare Masken tragen sie ihre Gleichgültigkeit vor sich her, mustern mich beinahe feindselig, als hätte ich ihr Unglück zu verantworten. Da ist sie wieder, diese Mauer.
Maresciallo Pietro Carminati wird in ein kleines Dorf in einem engen Tal versetzt. Vierzig Jahre lang war dort Ruhe, aber bereits am Tag seiner Ankunft liegt der Dorfsäufer Sepp tot im Bach. Alles sieht nach einem Unfall aus. Doch als tags drauf ein Bauer an ein Marterl geflochten tot aufgefunden wird, ist klar: Ein Mörder treibt sein Unwesen im Tal. Mithilfe des Pfarrers der kleinen Gemeinde versucht Carminati Licht in das Dunkel zu bringen, doch mit wem er auch redet, er stößt auf eine Mauer des Schweigens. Und dann passiert der nächste Mord.
Handelt es sich um religiös motivierte Bluttaten? Was hat es mit dem plötzlichen Verschwinden des Bauern vom Moarhof auf sich? Und wieso liegt bei allen Toten dieses Sträußchen Vergissmeinnicht?
Carminati versucht, den Fall zu lösen, doch auch sein Leben gerät aus den Fugen.
In einem Tal namens Tal
Eine eingeschworene Gemeinschaft sind die deutschsprachigen Südtiroler von Tal. Wenig Liebe bringt man hier den Italienern entgegen, obwohl man selbst technisch betrachtet Italiener ist. Doch wenn der einzige italienische Italiener im ganzen Tal derjenige ist, den man ihnen als Polizisten vorgesetzt hat, dann hat der es gleich doppelt schwer. Nach 40 Jahren löst Carminati seinen ebenfalls italienischen Vorgänger im Tal ab. Auch nach dieser langen Zeit hat der es nie geschafft, dazuzugehören. Zwar kennt er mittlerweile alle Wege und Menschen, sowie ihre Beziehungen untereinander, aber er blieb doch stets Außenseiter. Der, der nicht von hier ist. Der, den man gar nicht rufen möchte, wenn man ein Problem hat. In Tal regelt man seine Probleme selbst. Doch Mord ist eine andere Hausnummer.
Carminati wird allein gelassen, ohne diese 40 jährige Erfahrung und soll nun einen Mord aufklären oder zwei, oder drei... denn täglich wird ein neues Opfer gefunden. Alle Hinweise deuten auf den einen, als Leser hält man sich für schlauer und tippt auf den anderen, Carminati wiederum findet den einen viel zu offensichtlich und stolpert über einen dritten. Wer wohl am Ende recht behält? Dieser Krimi fällt ein wenig blutiger aus und man kann froh sein, dass Heidi Troi die Opfer und ihre Verstümmelungen nicht noch näher beschreibt. Mir persönlich genügt es schon zu wissen, welches Körperteil nun schon wieder fehlt. Wie diese abgetrennt werden, darüber ist man sich uneins. Die Forensik spricht von einer Tat mit der Säge, der Polizist denkt dennoch an eine Axt. Und immer hat man die Frage im Nacken, wer ist der Nächste und wie viele wird es noch geben? Die Bewohner von Tal scheinen mehr zu wissen als sie preisgeben wollen. Interessiert es sie gar nicht, dass sie Leben retten könnten, wenn sie nur endlich ihre Vermutungen preisgeben würden? Jedes Wort scheint zu viel. Oder ist es die Furcht, selbst der Nächste sein zu können? Was ist in all den friedlichen Jahren nur geschehen, dass nun ein Mörder in Tal umgeht? Der Pfarrer als einziges Bindeglied zwischen Dorfgemeinschaft und Polizei hat seine eigene Theorie, denn dass die Toten stets gekreuzigt werden, kann kein Zufall sein. Doch es reicht nicht, dass beide gemeinsam im Dunkeln tappen. Carminati hat sich einen mächtigen Mann zum Feind gemacht und der legt ihm mit Freuden Steine in den Weg. Heidi Troi erzählt auf eine Weise, die einen weiterlesen lässt. Bei aller Raterei möchte man schließlich wissen, ob man richtig gelegen hat mit seinen Vermutungen, oder ob die Autorin noch überraschend mit einer anderen Lösung um die Ecke biegt. Interessant ist in diesem Fall ganz besonders das, was die vermeintlichen Zeugen und Verdächtigen nicht tun oder sagen. Genauso wie das wenige was sie preisgeben. Apropos preisgeben. Der Glossar gibt Gottlob die Übersetzungen für italienische Sätze preis, die sich hier eingeschlichen haben. Aber man kann auch gut raten. Glaube ich. Erzählt mir gern ob ich recht hab. Ich hatte Latein, Französisch und Italienisch. Ich kenne daher ein wenig das Vokabular romanischer Sprachen und sollte also den Mund halten, ob irgendwas daran einfach war oder nicht.
Eckdaten
Seitenzahl: 288
Genre: Krimi
Verlag: Empire Verlag
Bewertung: ★★★★☆
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