von T.J. Klune
Rezensionsexemplar
Klappentext
Linus Baker ist vierzig, alleinstehend und arbeitet in der Sonderabteilung des Jugendamtes, die für das Wohlergehen magisch begabter Kinder und Jugendlicher zuständig ist. Eines Tages soll er im Auftrag der Behörde das Waisenhaus eines gewissen Mr. Parnassus inspizieren, das auf einer geheimnisvollen Insel mitten im knallblauen Ozean liegt. Für Linus ist es der Beginn eines magischen Abenteuers, das sein Leben für immer verändern wird.
Mit Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte haucht T.J. Klune nicht nur dem Zauber der Internatsgeschichte neues Leben ein, er erzählt auch ein modernes Märchen über die Suche nach der eigenen Identität.
Dieses Buch hat einen Abdruck auf meiner Seele hinterlassen
Besser kann ich das, was hier passiert ist, einfach nicht beschreiben. Dieses Buch ist ein unfassbar schönes Juwel. Es gehört zu den Büchern, die man auf eine einsame Insel mitnimmt und ist eines der Wenigen, die ich sofort noch einmal von vorne lesen möchte. Ich bin schrecklich doll verliebt. Ich schreibe sonst wirklich niemandem vor, was er lesen sollte. Ich schreibe meine Rezensionen und hoffe, dass sie dafür sorgen, dass euch die Bücher, die mir gefallen, ebenfalls interessieren. Bei diesem Buch möchte ich das einmal ändern und sagen: Bitte lest es. Selbst, wenn ihr sonst nicht auf Fantasy steht - lest es. Lest es bitte. Wenn ihr nur noch ein einziges Buch lesen dürftet oder könntet, dann entscheidet euch bitte für dieses. Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte schafft, was bei mir noch nie vorgekommen ist. Ich sitze mit einem Lächeln vor dem Buch, nicke und weine und dann lache ich wieder. Mich zum lachen zu bringen ist nicht schwer. Jemanden traurig weinend vor einem Buch sitzen zu lassen ist schon ein schwieriges Kunststück, aber machbar. Doch jemanden so anzurühren, dass man über die Schönheit der Gedanken in diesem Buch weint, ist ein komplett neues Level an künstlerischem Können und ich weiß die Gefühle, die hier entstanden sind sehr zu schätzen.
Von diesem Buch können wir so viel wertvolles lernen. Das finde ich bei Büchern immer schön. Das Beste hierbei ist aber, dass auch die Geschichte selbst einfach nur grandios und mit viel Humor erzählt wird. Linus ist ein Sachbearbeiter, wie er im Buche steht. Er klebt an seinen Vorgaben und Verordnungen, die abends sogar zu seiner Bettlektüre werden. Sein Alltag ist trist, grau und immer gleich langweilig. Die einzige Auflockerung erfährt er, wenn er auf Außeneinsätze geschickt wird. Ab und an überprüft er Heime für magische Kinder. Linus soll sicher stellen, dass es ihnen dort gut geht und sie alles bekommen, was sie zum leben brauchen. Dabei wahrt er die vorgeschriebene höfliche Distanz zu den Menschen vor Ort. Persönliche Beziehungen lässt er nicht aufkommen. Danach schreibt er einen Bericht. Entweder besteht das Heim danach fort, oder es wird geschlossen. Was genau nach ihm kommt, interessiert ihn nicht groß. Das Interessante hieran ist, dass man dieses Behörden Schwarzweiß direkt sehr deutlich vor Augen hat. Gäbe es in unserer Welt wirklich Magie, dann gäbe es garantiert eine Behörde dafür und es ist genauso wahrscheinlich, dass dort nichtmagische Menschen sitzen würden, um die magische Bevölkerung zu regulieren.
So, wie Linus seine Aufträge handhabt, sieht man in ihm das Paradebeispiel eines guten Mitarbeiters. Daher wird er ausgewählt um ein Heim zu überprüfen, dass gänzlich aus der Norm fällt. Die hier wohnenden magischen Kinder sind anders als alles, was er je kennen gelernt hat. Als Linus die ihm anvertrauten Akten aufschlägt, trifft ihn der Schlag. In wenigen Minuten wird er auf eine mordlüsterne Gnomin, einen Drachen, einen bissigen Gestaltwandler, einen undefinierbaren, monströsen Blobb, einen manipulativen Elementargeist und was noch schlimmer ist - den Antichrist persönlich treffen. Diese Kinder sind vor allem eines: Hochgefährlich! Wann aus der geplanten Überprüfung allerdings ein Besuch wird, weiß Linus später selbst nicht mehr zu sagen. Linus macht eine unglaubliche Entwicklung durch. Doch er ist nicht der Einzige, bei dem sich etwas bewegt. Diese Geschichte handelt von Vorurteilen und dem Blick hinter die Fassade. Sie handelt von Stärke und Selbstbewusstsein, von Nähe und Liebe. Sie zeigt uns, wie viel wir im kleinen verbessern können und dass es sehr wohl möglich ist, damit Einfluss auf das große Ganze zu nehmen. Ich möchte einfach mehr davon. Mehr von diesem bildgewaltigen Stil des Autors, der mit seinen Worten so tiefgehende, ergreifende Geschichten schreibt und es darüber hinaus schafft, dem queer Aspekt eine sehr erfrischende Natürlichkeit zu verleihen. Genau so möchte ich das lesen. Dieses Buch setzt vollkommen neue Maßstäbe. Ich sehe es jetzt schon als Meilenstein der Buchgeschichte und hoffe, ihr schließt es genauso in euer Herz, wie ich. Eckdaten
Seitenzahl: 477
Genre: Fantasy
Verlag: Heyne
Bewertung: ★★★★★
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