von Julia Desalles
Rezensionsexemplar
Bei diesem Buch handelt es sich um einen Doppelband und Reihenauftakt. Die als Trilogie getarnte Reihe ist somit eigentlich eine Tetralogie. Da der erste und zweite Band jedoch nicht mehr getrennt werden, gibt es hier eine vereinte Rezension.
Klappentext Funkenschlag
Ausgerechnet die unscheinbare Ruby soll die phantastische Welt von Salvya vor dem Untergang bewahren? Wäre da nicht Rockstar Kai mit seinen verdammten Kusslippen, würde die angebliche Prinzessin sich niemals mit der finsteren Herrscherin Thyra anlegen. Doch dann zündet Kai den Funken in Ruby, der Salvyas Schicksal besiegelt.
Klappentext Tränenspur
Nachdem Thyra besiegt scheint, kämpft Ruby mit ihren alten Selbstzweifeln und Albträumen, die am Tage grausame Realität werden. Als durch Rubys Schuld ihre Eltern von Thyras Schattengarde entführt werden, taucht plötzlich Kai auf. Doch das Wiedersehen ist nicht so rosarot, wie Ruby es sich erträumt hat – denn Kai umgibt ein finsteres Geheimnis.
Die Macht des Selbstbewusstseins
Rubinsplitter in Worte fassen zu wollen, ist gar nicht so leicht und das liegt nicht daran, dass es sich hierbei eigentlich um zwei Bücher handelt. Vielmehr ist es die Komplexität der Figuren und ihre Handlungsweisen, die mich hier vor eine Herausforderung stellen.
Ruby lebt in unserer Welt, die in diesem Buch Caligo heißt und die Nebelwelt genannt wird, da hier keine Magie existiert. Auf Salvyaner wirkt unsere Welt farblos und blass. In der benachbarten Welt Salvya, die man nur unter den richtigen Umständen durch Portale betreten kann, sieht die Welt hingegen ganz anders aus. Hier leben sonderbare fantasievolle Wesen.
𝑆𝑖𝑒 𝑏𝑒𝑢𝑔𝑡𝑒 𝑠𝑖𝑐𝘩 𝑧𝑢 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑚 𝑒𝑛𝑡𝑧𝑢̈𝑐𝑘𝑒𝑛𝑑 𝑏𝑙𝑖𝑛𝑘𝑒𝑛𝑑𝑒𝑛 𝑀𝑎𝑟𝑖𝑒𝑛𝑘𝑎̈𝑓𝑒𝑟 𝘩𝑖𝑛𝑢𝑛𝑡𝑒𝑟. 𝐷𝑒𝑟 𝑊𝑖𝑛𝑧𝑙𝑖𝑛𝑔 𝑟𝑖𝑠𝑠 𝑠𝑒𝑖𝑛 𝑀𝑎𝑢𝑙 𝑎𝑢𝑓 𝑢𝑛𝑑 𝑔𝑎𝑏 𝑒𝑖𝑛 𝐵𝑟𝑢̈𝑙𝑙𝑒𝑛 𝑣𝑜𝑛 𝑠𝑖𝑐𝘩, 𝑑𝑎𝑠 𝑑𝑒𝑛 𝑊𝑎𝑙𝑑𝑏𝑜𝑑𝑒𝑛 𝑏𝑒𝑏𝑒𝑛 𝑙𝑖𝑒ß.
Blinkende Marienkäfer, Neonhörnchen und Besuche im eigenen Unterbewusstsein
Salvias Natur, Farbpracht und Musik würde einen normalen Menschen in den Wahnsinn treiben. Dass dies bei Ruby nicht passiert, beweist Kai und Ali, dass sie ursprünglich aus dieser Welt stammen muss. Aber warum befand sie sich dann in Caligo? Der impulsive Kai schlägt bei der Beantwortung dieser Frage ein ums andere Mal über die Strenge und rührt so unwissentlich in Wunden, die Ruby bereits ihr ganzes Leben lang zugefügt wurden.
Ruby hält sich selbst für etwas zu dick und unscheinbar. Menschenansammlungen erträgt sie kaum und ihr Elternhaus war lieblos. Das alles hat einen Grund, der zwar edel scheint, aber grausame Auswirkungen hat. Rubys Mutter zerstörte das Selbstbewusstsein ihrer Tochter systematisch, nur damit diese keine Salvyanische Aura entwickeln konnte - der Grundlage der Magie. Hätte Ruby eine Aura entwickeln können, wäre sie zum Leuchtfeuer und einer Zielscheibe ihrer Feinde geworden. Wahrscheinlich wäre sie heute nicht mehr am leben. Ob das die seelischen Wunden, die ihre Mutter ihr zufügt rechtfertigt, ist schwer zu beantworten. Das Buch lässt einen aber ahnen, warum es so und nicht anders gelaufen ist. Die neue Welt stößt bei Ruby erst einmal auf absolutes Unverständnis. Wackelig, wie eine neugeborene Giraffe, stakst sie durch die Gegend und ignoriert gekonnt die sie umgebenden Gefahren.
Aura? Was soll das überhaupt sein?
Ali nimmt sich Zeit für Ruby und erklärt geduldig. Dabei lässt er nebenher fallen, dass Aura auch ein finnischer Käse ist!
Irgendwie entstand da in meinem Kopf direkt das nächste Bild. Übrigens ist es ein Blauschimmelkäse!
Ich glaube ich weiß, woher der Name Aura stammt... hat jemand eine Nasenklammer?
Kleiner Exkurs. Zurück zum Thema!
Ruby lernt viel dazu und auch Kai taut endlich auf. Die Ereignisse überschlagen sich... Das sagt man übrigens immer, wenn sehr viel passiert, was man tunlichst nicht in eine Rezension packen sollte. Sonst schreien alle gleich Spoiler! Daher sage ich dazu nur: Viele witzige und schräge Momente hält das Buch bereit. Besonders als Oma Käthe auftaucht. Ein sprechender Stein, der so etwas wie ein fantasievoller USB-Stick ist, der allerdings nur für denjenigen funktioniert, für den er gedacht ist. Sehr praktisch. Also eigentlich heißt Oma Käthe Omar Chatab und dann hat er wahnsinnig viele weitere Namen, die Hadschi Halef Omar von Karl May Konkurrenz machen! Ehrlich. Das kann sich kein Mensch merken. Deshalb kürzt Ruby das kurzerhand ab, was ich sehr charmant fand!
Oma Käthe ist der frechste Stein ever! Unzerstörbar und er hat einen Hintern! Also echt jetzt!
Der Stein hat mich geknackt.
Er ist eine Art Mentor, derer Ruby viele hat. Da ist noch ihre Tante Amy und deren Freund Gnarfel. Dazu kommen im zweiten Teil noch einige Wasserhexen und eine Igelfrau. Ruby kann sich vor lauter guten Ratschlägen bald nicht mehr retten.
Sie alle bestärken sie aber im Kampf gegen das Böse. Das Böse hört auf den Namen Thyra und ist ausgerechnet Rubys Tante und Zwillingsschwester ihrer Mutter.
Als Ruby es endlich schafft, fantastische Kräfte zu entwickeln um Thyra etwas entgegen zu setzen, scheint die Gefahr zunächst gebannt. Aber es gäbe keine weiteren drei Bände, wenn es damit jetzt getan wäre. Das Erwachen der Magie
Der Zweite Band beginnt wieder ähnlich wie der Erste. Wieder sind wir in Caligo, wieder versucht Rubys Mutter sie auf ihre verquere Art zu schützen. Nur einen Unterschied gibt es nun. Ruby weiß, woher sie stammt und wer sie ist. Ihre Mutter möchte das partout nicht wahr haben und setzt wieder alles daran, sie klein zu halten. Mit mäßigem Erfolg, denn Rubys Selbstbewusstsein ist gewachsen und trotzt nun endlich den Angriffen ihrer Mutter. Wieder verschlägt es alle durch fiese Umstände nach Salvya und der Kampf Gut gegen Böse geht in die zweite Runde. Hier wird Ruby ihr Drachenerbe entdecken und erste Gehversuche mit verschiedenen Arten von Magie machen. Was wohl geschehen wird, wenn sie ihr volles Potential auszuschöpfen vermag, kann auch nach Band 2 noch niemand ermessen. Daher bleibt es spannend! Wir treffen neue magische Wesen und bekommen erste Einblicke in ein Netz aus Verschwörungen und Intrigen. Die Figuren und ihre Beweggründe werden noch greifbarer. Die Geschichte ist berauschend schön und sehr bildhaft erzählt. Das Tempo ist hoch und ein guter Lesesog baut sich auf! An meinen Zeichnungen seht ihr, wie sehr einen das mitreißt und wie lebendig die beschriebenen Dinge werden. Es gibt nur eine Sache, die mich stört und das ist das ewige hin und her zwischen Ruby und Kai! Der Schlagabtausch ist vom feinsten und die Beiden fühlen sich zueinander hin gezogen. Alle wissen das außer ihnen selbst. Alle ihre Handlungen ergeben absolut Sinn. Aber dieses bewusste Verletzen seines Gegenübers aus diversen Gründen, geht mir eine Spur zu weit. Zum einen soll es Ruby helfen sich zu entfalten, was auch gelingt, zum anderen soll es sie schützen, was ebenso gelingt. Nur geht das mit Schmerzen einher, die eigentlich nicht hätten sein müssen. An mancher Stelle wäre mir persönlich ein offenes Gespräch lieber gewesen. Aber dafür sind die Beiden einfach nicht der Typ. Allerdings habe ich große Hoffnungen, was die folgenden Bände angeht. Da gibt es eine Prophezeiung und ein damit verbundener Fluch und es ist alles sehr verworren, wie das so ist, wenn überlieferte Worte Auslegungssache sind. Hoch spannend! Dazu stellt die Autorin eine sehr interessante Frage in den Raum. Absolute Finsternis ist schlecht, darin sind wir uns alle einig. Aber wie sieht es mit absoluter Helligkeit aus? Ist das automatisch gut? Das ist etwas, was ich in die Bände 3 und 4 mitnehmen werde.
Eckdaten
Seitenzahl: 408
Genre: Fantasy
Verlag: Drachenmond Verlag
Bewertung: ★★★★☆
Komen