von Bettina Potrafke
Rezensionsexemplar
Teil 1 der Trilogie
Klappentext
Was wäre, wenn dein Leben eine weitaus größere Bedeutung hätte, als du bislang angenommen hast? - Was wäre, wenn du in deinen Träumen durch die Zeit reisen könntest? Genau das widerfährt der neunzehnjährigen Amber, als sie eines Nachts inmitten eines keltischen Steinkreises im Schottland des 18. Jahrhunderts erwacht. Mit Hilfe des gutaussehenden, aber unausstehlich arroganten Aiden, sowie Labhrainn, dem Seher, wird Amber darauf vorbereitet, ihre geheimnisvolle Bestimmung zu erfüllen.
Eine gute Geschichte mit leichten Schönheitsfehlern
Wer bisher gut aufgepasst hat weiß, dass ich Bettina Potrafke bereits kenne und schätze. Zwei ihrer neueren Werke haben mich zu einem großen Freund ihrer Erzählweise werden lassen. Als ich sah, dass sie eine Trilogie geschrieben hat, die sich um Zeitreisen und Schottland dreht, war mein Interesse natürlich sofort geweckt. Allerdings hat sie mich auch gleich vorgewarnt. Diese Bücher stammen noch aus ihrer Anfangszeit und haben bisher durchwachsene Meinungen erhalten. Das liegt zum einen an der Erwartungshaltung in Bezug auf die bekannte Outlander-Reihe und zum anderen an der Sprache der Figuren. Dazu kommt noch die Recherche historischer Fakten, die eindeutig nicht stattgefunden hat und der Geschichte hätte guttun können. Wenn man sich von diesen Erwartungshaltungen zu lösen vermag, bleibt eine eigenständige, gut erzählte Geschichte, die Bettinas Potential erahnen lässt. Die Sache mit Outlander lässt sich schnell erklären. Mir ist bekannt, dass die Reihe hierfür Inspiration war, aber die beiden Welten ähneln sich nur bedingt. Ja, es kommt ein Steinkreis vor, aber es wird tatsächlich nicht durch die Steine gereist, sondern auf eine völlig neue Weise, die ich so noch nicht kannte und die ich spannend und gut erklärt fand. Auch Schottland wurde mit Sicherheit nicht von Frau Gabaldon gepachtet. Tatsächlich kenne ich einige Zeitreisebücher, die dort zur gleichen Zeit spielen. Das liegt schlicht daran, dass das 18. Jahrhundert sehr spannend war. Zuletzt haben wir noch das Thema der Zwangsverheiratung der Zeitreisenden. Da das jetzt das 3. mir bekannte Zeitreisebuch ist, bei dem das thematisiert wird, sehe ich das ebenfalls nicht dramatisch. Der Stellenwert der Frau in dieser Zeit war eben ein anderer und eine alleinstehende Frau ohne männlichen Schutz war mancherorts schlicht Freiwild. Historisch betrachtet ist es also durchaus sinnvoll und auch die Gründe in dieser Geschichte sind absolut nachvollziehbar dargestellt.
Was mich schon eher aus dem Konzept gebracht hat, war die Sprache der Figuren. Wir finden einige modernere Ausdrucksweisen, die im 18. Jahrhundert so kaum üblich gewesen sein dürften. Dass Aiden Amber als Fett bezeichnet (die Frau ist eben nicht abgemagert, sondern für unsere Verhältnisse vollkommen normal proportioniert) fand ich irritierend. Es gäbe noch einige Beispiele bei denen einzelne Wörter etwas deplatziert wirkten, aber ich werde hier nicht zu sehr ins Detail gehen. Ich war froh, die überarbeitete Version der Geschichte gelesen zu haben und so nicht über die Dinge gestolpert zu sein, die in anderen Rezensionen erwähnt wurden.
Neben diesen sprachlichen Feinheiten, nimmt sich Bettina Potrafke viel künstlerische Freiheit. Sie entwirft eine komplett neue Legende um einen magischen Bernstein auf Urquart Castle. In diesem Band erfahren wir das Grundprinzip und auch, dass Amber wohl etwas damit zu tun haben soll, aber weiteres bleibt hier noch verborgen. Keine Sorge, dafür gibt es ja Band 2 und 3. Ich habe mich insgesamt wirklich gut von der Geschichte unterhalten gefühlt. Die Rohen Sitten des Antagonisten waren durch und durch böse, sodass man ihn wunderbar hassen konnte. Auch die übrigen Personen haben es mir angetan. Das sarkastische Geplänkel zwischen unserem Pärchen Amber und Aiden hat mir gut gefallen. Auch der Fakt, dass sie sich bis jetzt noch nicht ineinander verliebt haben, sondern nur eine Zweckgemeinschaft bilden ist recht erfrischend. Gefühle entstehen nicht auf Knopfdruck. Ich bin also sehr gespannt, wie sich das in den folgenden Teilen entwickeln wird. Die Hintergrundstories beider Protagonisten fand ich persönlich glaubhaft umgesetzt und der Schreibstil war kurzweilig und unterhaltend.
Mein persönlicher Liebling war der Seher Labrainn, der nicht nur einen ungewöhnlichen Namen trägt, sondern auch viel Großväterliche Weisheit ausstrahlt. Er ist ein großartiger Vermittler und verständnisvoller Freigeist.
Abschließend kann ich sagen: Wer nicht allzu viel Wert auf korrekte historische Sprache und historische Fakten legt, der wird hier sicher eine fantasievolle Geschichte entdecken, die Lust auf mehr macht.
Eckdaten Seitenzahl: 309 Genre: History mit Zeitreise
Verlag: Selfpublishment
Bewertung: ★★★☆☆
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