von Melanie Amélie Opalka
Cover: Laura Newman
Lektorat: Maike Mergler
Klappentext
Frisch getrennt und wohnungslos, zieht Rechtsreferendarin Val mit 29 in ihr altes Kinderzimmer in Hamburg, statt, wie geplant, nach Düsseldorf.
Hierher wollte sie nie zurück, doch nun sitzt sie ohne Job bei Mama und Oma fest. Um ihrem Mitleid und den fragenden Blicken am Tisch zu entgehen, beginnt sie zum ersten Mal in ihrem Leben zu fasten. Diese Art der Trauerbewältigung motiviert sie unverhofft dazu, nicht nur ihre Vergangenheit zu hinterfragen, sondern auch mit neuerwachtem Selbstvertrauen eine ganz andere Perspektive für ihre Zukunft zu entwickeln. Zeit für einen Mutausbruch - doch schafft Val das in nur 10 Tagen Heilfasten?
Das geschriebene Wort sortieren
Melanie Amélie kann man sich zum Vorbild nehmen, wenn man mich fragt. Nachdem sie es mit ihrer Papa-Trilogie schaffte, eine treue Leserschaft an sich zu binden, die sich daraufhin auch für ihre älteren Bücher interessierte, wurde ihr schnell bewusst, dass den beiden Erstlingswerken eine Überarbeitung gut tun würde. Neue Titel und Cover, eine neue Runde für erprobte Testleser, deren Input ich vor den Dienstleistern im übrigen für sehr wertvoll halte... das alles sorgt für ein äußerst stimmiges Gesamtbild, das sich sehen lassen kann. Dieses Buch trug früher den Titel: 10 Tage Trauerfasten. An anderer Stelle durfte ich bereits über das davor erschienene Buch Herz in Acryl berichten.
In der Überarbeitung erinnere ich mich noch mit einem amüsierten Augenzwinkern an einen endlosen Handyakku, der tatsächlich das ganze Buch über nicht schlapp machen wollte. Ich hätte das Ding zu gern gehabt! Da Melanie Amélie aber leider kein Science-Fiction Schreiberling ist, mussten wir das Gerät doch ein paar Mal zum laden an die Leine legen. Ich mag solche kleinen Details. Auch wenn sie dem Leser vielleicht nicht auffallen, sorgen sie für meine Begriffe für den realistischen Touch, der die Charaktere so nahbar und lebendig werden lässt, wie man sie sich wünscht.
Das Leben sortieren
Mit diesem Buch sagt die Autorin toxischen Beziehungsmustern erneut den Kampf an. Diesmal geht es allerdings nicht um den langen Weg aus einer solchen Beziehung hinaus, beziehungsweise nicht im aktiven Sinn. Vals Leben liegt bereits in Scherben. Das Ende ihrer Beziehung kam vollkommen unerwartet in einer Phase in der sie noch nicht begriffen hatte, was ihr in all den Jahren angetan wurde. Entsprechend ist sie mit Kopf und Herz noch sehr im vertrauten Muster gefangen und dreht sich lange Zeit gedanklich im Kreis, ehe ihr nach und nach klar wird, dass sie eigentlich froh und dankbar für dieses Ende mit Schrecken sein kann. Um ihr Leben in aller Ruhe neu sortieren zu können und natürlich auch, weil sie keine andere Wahl hat, zieht sie wieder zu Mama und Oma. Die Situation ist wie aus dem Leben gegriffen. Die eigene Unzufriedenheit und Unausgeglichenheit, sorgt für Spannungen, die das Miteinander nicht gerade harmonisch gestalten. Oma Lotte war in dem ganzen Gefüge mein persönliches Highlight. Dement aber mit lichten Momenten und einer unnachahmlichen Treffsicherheit, versprüht sie ihren Charme.
Val wählt währenddessen den Weg nach innen und unterzieht sich einer Fastenkur. Während sie in zahlreichen Rückblenden endlich das Geschehene aufarbeiten kann, eröffnen sich durch ihr Umfeld neue Perspektiven, die sie ohne die neu gewonnene Ordnung in ihrem Inneren so vielleicht gar nicht wahrgenommen hätte.
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