von Angellika Bünzel
Verlag: hws 1. Suhler Kinderbuchverlag
Illustrationen: Gabriela Hiersemann
Lektorat: Ulrike Blechschmidt
Korrektur: Maike Mergler
Klappentext
Kater Jeck und sein menschlicher 'Bruder' verletzen beim Toben im Garten eine kleine Blumenfee. Diese, nun gar nicht entzückt, nimmt kurzerhand das Menschlein in Gefangenschaft. Nun gilt es, für Jeck, Aufgaben zu lösen, um seinen 'Bruder' zu retten. Schafft es Jeck, rechtzeitig die Aufgaben zu lösen?
Jeck lernt in diesem Katzenabenteuer, Verantwortung für seine Fehler zu übernehmen, und findet dabei neue Freunde. Kurzweilige Tiergeschichte aus der Sicht des kleinen Katers Jeck. Für Kinder ab 4 Jahren.
Das zweite Buch meines Verlagspraktikums
Ich habe mir viel Zeit gelassen, bis ich mich dazu entschieden habe, euch dieses Buch vorzustellen, aber ich denke, es gehört der Vollständigkeit halber doch dazu. Bisher kennen viele nur meine Rezensionen als Blogger über Maikes Privatbibliothek. Hier möchte ich euch einen anderen Einblick in die Welt der Bücher ermöglichen.
Von März bis April 2021 habe ich im hws 1. Suhler Kinderbuchverlag ein Praktikum absolviert, was mir viele Einblicke in die Arbeitsweise eines noch sehr jungen, kleinen Verlages gewährt hat. Zu diesem Zeitpunkt stand praktischerweise der Launch zweier Bücher an. Eins davon war Willi Winter und das Geheimnis der verschwundenen Socken, über das ich schon berichtet habe. Rettung auf vier Pfoten war das zweite Buch, dass ich begleiten durfte.
Da ich in dieser Zeit noch ein paar Fehler fand, steht nun vorne mein Name drin, wofür ich Verlagschefin Gabriela Hiersemann danken möchte.
Kinderbücher werden unterschätzt
Manchmal sind die Bedingungen, unter denen ein Buch herausgebracht wird nicht optimal und es tut mir leid, dass ich mit so einem ernüchternden Satz beginnen muss. Zu dem Zeitpunkt, wo ich das Buch zum ersten Mal las, stand die Veröffentlichung so kurz bevor, dass Dinge, die ich für zwingend notwendig hielt, sich leider nicht mehr ändern ließen. Was dazu geführt haben mag, darüber kann man nur spekulieren. Fakt ist: Ein Autor schrieb eine Geschichte, die ein Verlag annahm, dann schaute jemand drüber und es wurde in den Druck gegeben. Mehr kann ich dazu nicht sagen, da ich keinerlei Einblick in die Kommunikation der Beteiligten hatte und selbst wenn, dann würde das nicht hierher gehören.
Ich kann diese Stelle daher nur dafür nutzen, um ein paar Dinge zu nennen, die mir persönlich in Kinderbüchern wichtig sind und versuchen, diese anhand des Buches ein wenig zu erklären.
Ich habe manchmal den Eindruck, dass Kinderbücher oftmals unterschätzt werden. Kinderbücher und Kinderbuchautoren. Ich halte dieses Genre nicht für das einfachste, was man schreiben kann, sondern mit für das schwierigste überhaupt. Der Anspruch an diese Literatur ist für mich nicht geringer als an jedes andere Buch. Manchmal habe ich sogar eher das Gefühl, dass das Gegenteil der Fall ist. Trotzdem sehe ich in meinem Alltag viele, die sich eher zutrauen würden, ein Kinderbuch zu schreiben als einen Roman. Daher denke ich, wir sollten einmal über ein paar Dinge sprechen, die zu einem guten Kinderbuch dazu gehören. In erster Linie soll eine Geschichte für Kinder das Zielpublikum ansprechen und unterhalten. Man muss also im Vorfeld bereits sehr genau wissen, für welche Altersgruppe man schreibt. Man muss sich in diese Gruppe hineinfühlen. Wieviel Fantasie bringt das Kind voraussichtlich mit, welche Situationen kennt es bereits, was interessiert es in seinem Alltag? Auf welchem sprachlichen Niveau bewegen wir uns? Und so weiter. Dann hat jedes Buch, ob es will oder nicht, in gewisser Weise auch einen Bildungsauftrag. Das beginnt bei guter Rechtschreibung und Grammatik und endet beim Inhalt. Selbst in fantasievollen Welten, die mit unserer Realität auf den ersten Blick so gar nichts gemeinsam haben, gibt es doch auch Gesetzmäßigkeiten, die gleich bleiben müssen. Die meisten Autoren wünschen sich außerdem, dass man aus ihren Geschichten etwas für das eigene Leben ableiten kann. Ein kreativer Gedanke, das Gefühl etwas verstanden oder gelernt zu haben etc. Wichtig hierbei ist mir, dass keine moralische Keule ausgepackt wird, die das Kind mit der Nase auf das stößt, was es lernen soll. Die hohe Kunst ist, hier spielerisch durch die Geschichte zu tanzen und das Kind seinen eigenen aha Moment erleben zu lassen, ohne ihm zu sagen, dass es den an dieser Stelle bitteschön zu haben hat.
Im Umkehrschluss muss man dann natürlich auch aushalten, dass das vielleicht (noch) nicht allen gleich gut gelingt. Hier müssten wir noch zwischen bewusster und unbewusster Wahrnehmung unterscheiden, aber das würde jetzt zu weit führen. Das Wichtigste ist und bleibt, dass die Geschichte das Kind gut unterhält! Das Kind wohlgemerkt. Nicht zwingend den Erwachsenen. Wenn der mit unterhalten wird, schön. Aber das ist zweitrangig. Wo Spaß und Freude vorhanden sind, hat man schon gewonnen, denn dieses Kind wird auch weiter mit Vergnügen zu Büchern greifen und über die Vorzüge, die das mit sich bringt, wurden bereits unzählige wissenschaftliche Arbeiten verfasst. Ich werde es mir an dieser Stelle also verkneifen, darauf näher einzugehen.
Zu diesem Buch
Was hat das mit Rettung auf vier Pfoten zu tun? Kurz gesagt wurde die Zielgruppe verpasst. Die Geschichte macht keinen Spaß und sorgt stattdessen für Angst, Unverständnis und Verwirrung. Sie orientiert sich nicht am Kind, von der Altersgruppe möchte ich gar nicht erst anfangen und vermittelt keine sinnvolle Botschaft.
Im Buch spielt ein relativ junges Kind unbefangen im Garten. Es tut das, was wir alle kennen und vielleicht auch schon gemacht haben. Schmetterlinge jagen. Mit dabei ist ein kleiner Kater, der dieser Beschäftigung ebenso gern nachkommt. Dabei schauen sie weder links noch rechts und ziehen so eine kleine Spur der Verwüstung durch die Beete. Wer hier ein Recht zu schimpfen hätte, wäre die Mutter, das bleibt jedoch aus. So weit der noch gelungene lebensweltliche Bezug. Hinzu kommen fantastische Elemente. Tiere und Feen können sich verbal äußern, was die Menschen jedoch nicht verstehen. Das ist sicher sinnvoll gewählt. Dennoch beginnt es an dieser Stelle zu knirschen. Denn was die beiden im Garten jagen, stellt sich als Fee heraus und nicht als Schmetterling. Der Kater erkennt das und bremst sich, das Kind hat diese Erkenntnis allerdings nicht und knickt durch die Aktion mit dem Kescher versehentlich den Flügel einer Fee. Ohne, dass das Kind also mitbekommen hat, dass es einen Fehler gemacht hat, fährt die Fee eine Racheaktion, die sich gewaschen hat. Der Junge soll nachts ins Feenreich verschleppt werden, um hier eine Lektion zu lernen. Verhindern kann das nur der Kater, denn die Eltern wachen nicht von den ängstlichen Rufen ihres Kindes auf und das, obwohl der Kater sie halb zu wecken vermag. Anstatt des Kindes, soll jetzt der Kater etwas lernen, nämlich freundlich zu sein. Er, der den Feen nichts getan hat. Das Kind hängt derweil unter der Decke im Kinderzimmer, hat Angst und weiß nicht einmal was warum passiert. Der Junge, der hier rein theoretisch eine Lektion erteilt bekommen soll, lernt also praktisch nichts, während der Kater zwei vollkommen unsinnige Dinge tun soll. Mäuse vertreiben ohne zu jagen und eine Blume pflücken. Hier kommt spätestens ein Bildungsauftrag ins Spiel. Nämlich: Was fressen Tiere? Das ist etwas, was ich nicht zum ersten Mal falsch dargestellt sehe und gewiss auch nicht zum letzten Mal. Es wirkt in so einer Geschichte immer harmlos, aber dieses Harmlose hat leider Auswirkungen in der Realität, die Leben kosten können. In einem anderen Buch las ich, dass einem Igel Milch gegeben wurde, hier lese ich dasselbe von Katzen. Beides eine sehr schlechte Idee. Dann kommt die Sache mit den Mäusen und was wird angeboten? Käse. Da steige ich dann aus. Ich habe oft genug erleben müssen, dass Eltern und Kinder aufgrund solcher Darstellungen in Büchern Tiere wirklich falsch füttern. Ich denke, dass das gewiss nicht Ziel eines Autors sein kann. Wo ich auch aussteige ist, wenn Dinge nicht gut erzählt sind. Wir haben hier einige zeitliche Brüche, wo im einen Augenblick noch durch die Wiese gesprungen wird und im nächsten stehen wir vor der Haustür. Oder die Blume wird gesichtet und im nächsten Moment wird sie bereits ohne hinlaufen und pflücken nach Hause getragen. Das kann nicht nur bei Kindern für Verständnisschwierigkeiten sorgen. Unterwegs trifft der Kater noch einen Hund, der sofort fröhlich mit in das Geschehen einbezogen wird, während ich mich frage, warum das jetzt auch noch nötig war, denn eine besondere Funktion erfüllt er nicht. Er ist kurz da und dann auch wieder weg. Wie gut sich Katzen und Hunde verstehen, wurde hier auch nicht bedacht. Man könnte jetzt argumentieren, dass das sehr gut klappen kann, wenn sie miteinander aufgewachsen sind, aber in der Geschichte weiß Kater Jeck nicht einmal was Hunde überhaupt sind. Dafür kennt er Wölfe. Ich lass das mal so stehen. Was ich damit sagen möchte ist: Hier gab und gibt es immer noch viele Baustellen, die man hätte angehen müssen. Mehr, als ich hier genannt habe. Dass umfassende Veränderungen viel Zeit und Rücksprache erfordern, dürfte jedem klar sein. Schade ist, dass sie in diesem Fall nicht mehr vorhanden war. Aus meiner Sicht hätte man es so nicht veröffentlichen sollen aber das sagt sich sehr leicht als jemand, der das nicht zu entscheiden hatte. Mir tut es nur für alle Beteiligten leid, dass das Ergebnis so aussieht.
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